Tropische Regenwälder gehen je nach Höhenlage, Breitengrad und verschiedenen Boden-, Überflutungs- und Klimabedingungen in andere Waldtypen über. Dieses Mosaik an Vegetationstypen trägt zur überwältigenden Artenvielfalt in den Tropen bei.
Wo gibt es Regenwälder?
Tropische Regenwälder sind Wälder, deren Klima gekennzeichnet ist durch kaum schwankende Temperaturen von durchschnittlich 25°C und einer jährlichen Niederschlagsmenge von über 1800 mm, meist ohne ausgeprägte Trocken- oder Kälteperioden. Die Luftfeuchtigkeit kann nach den täglichen Regengüssen annähernd 100% betragen und bei starker Sonneneinstrahlung auf bis zu 25% absinken.
Das grösste zusammenhängende tropische Regenwaldgebiet ist das Tiefland des Amazonas und seiner Nebenflüsse in Südamerika. Weitere grosse Regenwaldregionen sind das Kongo-Becken in Zentralafrika und die immerfeuchten Halbinseln und Inseln von Südostasien. Es gibt noch zwei kleinere, aber sehr unterschiedliche Regenwaldregionen auf den riesigen Inseln von Madagasker und Neuguinea. Jede dieser fünf Regionen besitzt einzigartige biogeographische und ökologische Eigenschaften mit zahlreichen einzigartigen Pflanzen, Tieren und Interaktionen, welche in keiner anderen Region vorkommen.
Es gibt auch Regenwälder ausserhalb dieser Kerngebiete, unter anderem in Zentralamerika, in den Küstengebieten Brasiliens, in Sri Lanka und im westlichen Gebirge von Indien und Australien. Diese Regenwaldgebiete sind deutlich kleiner in der Ausdehnung und normalerweise weniger artenreich. Hinzu kommen zahlreiche sehr kleine und unterschiedliche Regenwaldgebiete auf vielen tropischen, ozeanischen Inseln.
Tropische Regenwälder kommen zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis vor (© Özi's Comix Studio).
Was sind Primärwälder?
Primärwälder bezeichnen Wälder ohne relevante Störungen in jüngster Zeit. In ihnen laufen die natürlichen ökologischen Prozesse ungestört ab. Der Begriff Primärwälder wird zudem meist für Wälder verwendet, welche sich im finalen Sukzessionsstadium befinden und damit viele sehr alte Bäume beherbergen.
Die tropischen Regenwälder in den drei grossen Regenwaldregionen (Amazonien, Kongo-Becken und Südostasien) umfassen mehr als die Hälfte aller weltweit vorkommenden Primärwälder. Sie sind die artenreichsten und vielfältigsten terrestrischen Ökosysteme der Erde.
Unter Sekundärwäldern versteht man neu entstandene Wälder, z.B. auf Rodungsflächen des Primärwaldes oder auf durch Naturkatastrophen verwüsteten Flächen. Sie setzen sich meist aus wenigen schnellwüchsigen Arten zusammen und sind deutlich artenärmer als der ursprüngliche Regenwald. Sekundärwälder entstehen ohne Zutun des Menschen. Der Wald bildet sich von selbst.
Regenwaldtypen
Auch wenn in tropischen Regenwäldern generell warme, feuchte und frostfreie klimatische Bedingungen herrschen, resultieren daraus jeweils einzigartige Wälder mit unterschiedlichen floristischen, faunistischen und strukturellen Eigenschaften. Die Übergänge können dabei fliessend auftreten, z.B. von feuchten saisonalen Regenwäldern zu saisonalen trockeneren Regenwäldern, aber auch relativ abrupt, z.B. von Regenwäldern zum Offenland.
Tropische Tieflandregenwälder findet man nahe am Äquator. Sie wachsen zwischen 10° südlicher und 10° nördlicher Breite, stellenweise aber auch deutlich darüber hinaus. Sie sind die Tropenwälder im klassischen Sinne. Hier fallen jährlich etwa 1600 mm Regen pro Quadratmeter.
Die tropischen Regenwälder verändern sich mit zunehmender Höhe. Ab etwa 1200 m Höhe gehen die Tieflandregenwälder in montane Regenwälder über. Bergregenwälder, die höher als 2000 m liegen, sind oft in Wolken und Nebel gehüllt, deshalb nennt man sie auch Wolkenwälder.
Wandert man vom Äquator aus weiter Richtung Norden oder Süden, schliessen sich die Zonen mit jahreszeitlich aufeinander folgenden Regen- und Trockenzeiten an. Hier findet man die tropischen laubabwerfenden oder halbimmergrünen Wälder. Wenn das Wasser knapp wird, werfen die Bäume ihre Blätter als Schutz vor Austrocknung ab. Erst wenn es wieder zu heftigen Niederschlägen kommt, treiben die Pflanzen erneut aus.
Die tropischen Trockenwälder zeichnen sich durch eine noch längere Trockenperiode aus. Sie kommen zum Beispiel im Norden von Argentinien, im westlichen Teil von Paraguay und im Südosten von Bolivien vor. Auch die sogenannten "Miombowälder" Ostafrikas sind Trockenwälder. In Asien, wo in vielen Regionen ein Monsunklima herrscht, nennt man die Wälder Monsunwälder. Auch hier gibt es Regen- und Trockenzeiten und jährlich fallen nur 1200 mm Regen. An den Küsten gedeihen statt Regenwälder oft Mangrovensümpfe.
Die nachfolgend beschriebenen Regenwaldtypen lassen sich aufgrund von Niederschlag, Saisonalität und Höhenstufe aber auch aufgrund von Bodeneigenschaften und Geologie unterscheiden.
Immergrüne bzw. nicht saisonale tropische Tieflandregenwälder
- Lage: Tiefland bis zu etwa 1200 m über dem Meeresspiegel, verbreitet im westlichen Amazonas, Indonesien, Malaysia und Neuguinea, lokale Vorkommen zudem im südwestlichen Sri Lanka, im pazifischen Mexiko und in kleinen Blöcken an der Küste Afrikas.
- Klima: heissfeuchte Zone, keine lange ausgeprägte Trockenzeit, jährlich gleichbleibend hohe Niederschläge (1600 mm und mehr), Durchschnittstemperatur des "kältesten" Monats liegt bei mind. 18°C, Jahresdurchschnittstemperatur bei 25°C.
- Pflanzenwelt: klassischerweise hohe, üppige, immergrüne und sehr artenreiche Vegetation, Kronendach zwischen 25-45 m hoch, die grössten Bäume sogenannte Urwaldriesen bis 1 m Durchmesser und bis zu 70 m hoch, im Unterwuchs oft sehr dunkel und offen, gestreut mit Kräutern und vielen Sämlingen und Setzlingen, teilweise auch Lianen, häufig mit Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), aber eher selten mit Moosen, typischerweise mit sogenanntem Stockwerkbau mit unterschiedlichen Lebensgemeinschaften auf den unterschiedlichen Ebenen, Brett- und Stützwurzeln, Stamm- (Kauliflorie) oder Astblütigkeit (Ramniflorie) sind verbreitet, die Blätter sind normalerweise langlebig, hart, dick, ledrig, im Unterwuchs auch grossflächig, zudem häufig ganzrandig und mit Träufelspitzen.
Tropische halbimmergrüne (halb-sommergrüne) bzw. saisonale Regenwälder
- Lage: grosse Teile Zentralamerikas, Brasiliens Atlantikküste, südöstlicher Teil des Amazonasbecken, an den Rändern der Waldgebiete Asiens, westliche Gebirge von Indien, Andamanen, Teile von Sri Lanka, Indochina, Südchina, Philippinen, Madagaskar und mehreren tropischen Inseln. Zudem ist die Mehrheit dieser Wälder in Afrika deutlich saisonal, auch wenn die Trockenzeiten deutlich weniger vorhersehbar sind.
- Klima: kommen u.a. im nassen, tropischen Monsunklima vor, Niederschlag von mind. 1200 mm und Wasserstress in regelmässigen Perioden, z.B. in Form einer Trockenzeit von 3-4 Monaten.
- Pflanzenwelt: geschlossener, hochwüchsiger Wald, höchste Einzelbäume meist bis 45 m hoch, Urwaldriesen fehlen häufig, können aber in Afrika bis 60 m hoch werden, Lianen sind verbreitet, Brett- und Stützwurzeln ebenfalls vorkommend, Stamm- (Kauliflorie) oder Astblütigkeit (Ramniflorie) sind jedoch seltener, teilweise sind Bambusarten häufig, Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) sind teilweise ebenfalls häufig, darunter viele Farne und Orchideen, das Kronendach ist normalerweise eine Mischung von laubawerfenden und immergrünen Bäumen (daher die Namen halbimmergrün bzw. halb-sommergrün), Borke oft dicker, weniger kompakt im Vergleich zum immergrünen Regenwald, holzige Kletterpflanzen sind häufig.
Tropische Trockenwälder
- Lage: Tropengebiete, in denen die Niederschläge im Jahresverlauf stark schwanken.
- Klima: Regelmässige Trockenzeiten von üblicherweise mehr als 6 Monaten.
- Pflanzenwelt: Lückige und niedrigwüchsige Gehölzvegetation, häufig mit mehr Gräsern und Kräutern, teilweise mit Sträuchern, dominiert von laubabwerfenden Baumarten mit Anpassungen an die lange Trockenzeit (Xerophyten), wie beispielsweise Blatt- oder Stammsukkulenz (Ausbildung von Wasserspeichergewebe im Stamm oder den Blättern) und Anpassungen an Feuer.
Montane Regenwälder und Wolkenwälder
- Lage: ab etwa 1200 m bis etwa 3000 m, in Südostasien, auf den Karibischen Inseln, in den Anden, in den atlantischen Wäldern Brasiliens und lokal auf dem afrikanischen Kontinent sowie isolierten afrikanischen Inseln, der Begriff Wolkenwälder wird normalerweise nur in Süd- und Zentralamerika verwendet, in anderen Regionen wird auch von Elfen-, Mooswäldern oder oberen Gebirgswäldern gesprochen.
- Klima: extrem hohe Luftfeuchtigkeit, tagsüber ca. 20°C, nachts und bei Regen und Nebel unangenehm kalt.
- Pflanzenwelt: mit zunehmender Höhe wird das Kronendach immer niedriger, Lianen und andere holzige Kletterpflanzen kommen immer seltener vor, Urwaldriesen selten, Stützwurzeln wenig verbreitet, Bäume beladen mit Moosen, Flechten und Kleinfarnen, Bambus und Baumfarne kommen häufig vor, nacktsamige Pflanzen darunter auch Nadelbäume können häufig vorkommen oder sogar dominant sein, der Artenreichtum von Gehölzen nimmt generell mit zunehmender Höhe ab, dafür erreichen einige Pflanzengruppen, insbesondere Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), eine unglaubliche Vielfalt, zudem kommen viele Arten nur in diesen natürlicherweise abgegrenzten geografischen Bereichen vor (Endemismus).
Süsswasser Sumpfwälder
- Lage: in dauerhaft oder regelmässig überschwemmten Gebieten, Unterscheidung zwischen Weisswasser- (sediment- und nährstoffreich) und Schwarzwasser- (relativ nährstoffarm und sauer) Wassersystemen, in Südamerika, insbesondere im Überschwemmungsgebiet des Amazonas, Region des Guayana-Schild im nördlichen Südamerika, Peru, Kongobecken, im Nordosten Gabuns, Neuguinea.
- Pflanzenwelt: bei geringer oder kurzer Überflutung (z.B. saisonal) teilweise hohes Kronendach ähnlich den tropischen Trockenwäldern, mit zunehmender Überflutung tieferes und lückigeres Kronendach, Luftwurzeln, in Form von Stelzwurzeln, zur Belüftung des Wurzelsystems häufig, Brettwurzeln häufig bei geringer und kurzer Überflutung, in saisonal überschwemmten Wäldern verlieren viele Bäume ihr Laub, Baumflora häufig mit vielen Myrtengewächsen, Wolfsmilchgewächsen und Hülsenfrüchtler, lokal auch Dominanz von Palmen oder Schraubenbaumgewächse (auch Scheinpalmengewächse genannt). Aufsitzerpflanzen, darunter auch Ameisenpflanzen, also Pflanzen die mit Ameisen eine symbiotische Verbindung eingehen, können vorkommen. Prinzipiell weniger artenreiche Vegetation als andere Regenwaldtypen, aber sehr artenreiche aquatische Fauna, darunter fruchtfressende, sogenannte frugivore Fische.
Mangrovenwälder
- Lage: als schmales Band entlang tropischer und stellenweise subtropischer Küsten, an Flussmündungen und in einigen Fällen auch an durch Gezeiten geprägten Flüssen, hoher Salzgehalt durch Meerwasser, Mangrovenwälder stellen die Kinderstube für viele Meerestiere dar.
- Pflanzenwelt: häufig artenarme Bestände, zum Teil nur 1 bis 3 verschiedene Baumarten, die Pflanzengesellschaften sind zoniert nach Substratalter, Gehölzunterwuchs und Kletterpflanzen fehlen typischerweise, Aufsitzerpflanzen und Stammparasiten können hingegen vorkommen, Anpassungen an unstabile Substrate sowie wiederkehrende Überflutung mit Meer- oder Brackwasser, unter anderem hartlaubige Blätter, Atemwurzeln, auffällige Stelzwurzeln, Salztoleranz durch verschiedene Ausschluss- und Ausscheidungsmechanismen, Auskeimen der Samen auf der Mutterpflanze.
Heidewälder
- Lage: auf durchlässigen, versauerten, sandigen Böden, organisches Material akkumuliert sich häufig an der Oberfläche und Fliessgewässer sind sauer und reich an organischem Material, in Brasilien im Amazonasgebiet bis nach Venezuela und Guayana, Borneo, Sumatra, Malaysia, Thailand, Küstengebiete Indochinas, selten in einigen Küstenregionen Afrikas.
- Pflanzenwelt: normalerweise tiefes Kronendach mit 8-20 m, mit vielen offenen Stellen, mittelhohe und junge Bäume kommen vor, grössere Bäume und Lianen sind selten, Anpassungen zur Nährstoffaufnahme und -speicherung sind hoch entwickelt, unter anderem dichte, sichtbare Wurzelmatten, wachsige und gräuliche seltener auch rötliche und im Vergleich zu anderen Tieflandregenwäldern kleinere und härtere Blätter, Ausitzer- und Ameisenpflanzen können vorkommen, fleischfressende Pflanzen kommen häufig an feuchten Stellen vor.
Torfsumpfwälder
- Lage: bei feuchten Bedingungen ohne Trockenperiode, Torf kommt in Küstenregionen oder im Inland auf sehr nährstoffarmen, undurchlässigen Böden vor, in Borneo, Sumatra, Neuguinea, Malaysia, im Süden Thailands, lokal in Amerika, unter anderem Guyana und Kolumbien sowie in Teilen des Amazonasbeckens, in Afrika nur sehr kleinflächig im Nigerdelta.
- Pflanzenwelt: Torfkuppen können in Asien bis zu 100 km Durchmesser und 20 m Tiefe haben, im äusseren Bereich kann das Kronendach bis 50 m hoch werden, während gegen das Zentrum die Nährstoffe abnehmen und das Kronendach häufig weniger als 12 m hoch ist, Bäume mit kleinen bis sehr kleinen Blättern, Ameisenpflanzen und fleischfressende Pflanzen sind verbreitet.
Dichter Nebel im Wolkenwald (© Thomas Marent).
Weitere Regenwaldformationen
Es gibt zahlreiche weitere Regenwaldtypen unter anderem an Stränden oder bei speziellen Bodeneigenschaften, zum Beispiel bei metallhaltigen Böden oder Böden über Kalkgesteinen. Häufig sind diese Bestände niedrigwüchsiger und weisen viele lokaltypischen Arten, welche nur in diesen begrenzten Lebensräumen vorkommen.
Regenwälder gibt es auch in gemässigten Klimazonen. Sie unterscheiden sich klimatisch von den Tropen durch klar erkennbare Jahreszeiten mit signifikanten Temperaturunterschieden. Regenwälder der gemässigten Zonen sind beispielsweise in Australien, Neuseeland, Ostasien, im südlichen Chile, an den Westküsten der USA und Kanadas sowie auf der iberischen Halbinsel, im Iran, in Aserbaidschan, in der Türkei und in Georgien zu finden.
Literaturverzeichnis
Die Typisierung der Regenwälder folgt Ghazoul & Sheil (2010), ausserdem wurden Angaben von Corlett & Primack 2011 verwendet:
Ghazoul, J., & Sheil, D. (2010). Tropical rain forest ecology, diversity, and conservation. Oxford: Oxford University Press.
Corlett, R.T. and Primack, R.B. (2011). Front Matter. In Tropical Rain Forests (eds R.T. Corlett and R.B. Primack).