Biodiversitätshotspot Regenwald

Tropische Regenwälder sind deshalb so faszinierend, weil sich darin eine unüberschaubare Zahl an Tier- und Pflanzenarten tummeln. Sie haben sich über lange Zeit zusammen entwickelt, leben in Symbiose miteinander oder als Feinde gegeneinander.

Regenwälder zeichnen sich durch eine besonders hohe Artenvielfalt aus. Schätzungen zufolge kommen auf einem Hektar Regenwald etwa 18’000 Tier- und Pflanzenarten vor, davon alleine 750 verschiedene Baumarten. Zum Vergleich: Wälder in gemässigten Zonen kommen auf knapp 100 Baumarten pro Hektare. Während die Zahl der Arten im Regenwald sehr gross ist, ist die Zahl der Individuen einer Art eher klein. Eine sehr grosse Artenvielfalt haben neben den Gliederfüssern (Arthropoda) auch die Amphibien (Amphibia), während bei Reptilien, Vögeln und Säugetieren die Vielfalt geringer ist.

Glasflügelfalter auf einer Blüte.
Foto von Silvan Widler

Der Glasflügelfalter ist eine lateinamerikanische Schmetterlingsart mit durchsichtigen Flügeln. Unregelmässige Nanostrukturen auf der Oberfläche der Flügel wirken nicht nur wasserabweisend und selbstreinigend, sie unterdrücken auch die Lichtreflexion.

Dass in den Regenwäldern ein derart grosser Artenreichtum entstanden ist, liegt am hohen Alter dieser Lebensräume. Tropische Regenwälder existieren seit etwa 60 Millionen Jahren auf der Erde. Die Evolution hatte also Zeit, für jede noch so kleine Nische in diesem Ökosystem eine passende Art hervorzubringen. Auch das gleichmässige Klima und der «Stockwerkbau» begünstigen eine hohe Biodiversität. Denn die Schichtung des Waldes führt zu einer Vielzahl verschiedener Biotope mit unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen, die Lebensraum für eine unüberschaubare Anzahl tierischer Lebewesen bietet. 

Licht und Nährstoffe sind aber Mangelware im Regenwald. Alle Bewohner müssen sich deshalb spezialisieren. Daher gibt es unter den Pflanzen viele Kletterkünstler, wie Lianen und Winden. Auch viele Blumen und Farne wachsen auf grossen Bäumen, um ans Licht zu gelangen. Die Nährstoffe nehmen sie meist aus dem Regenwasser auf. Solche Aufsitzerpflanzen werden als Epiphyten bezeichnet.