Das Vorkommen verholzter Kletterpflanzen und der dichte Bewuchs von Bäumen mit Aufsitzerpflanzen, sogenannte Epiphyten, sind typische Merkmale des Regenwaldes.
Epiphyten leben hauptsächlich in den Baumkronen und können bis zu 33% aller Pflanzenarten ausmachen. In einigen Regenwäldern können in den Epiphyten 50% aller verfügbaren Nährstoffe gespeichert sein. Wegen der hohen Verfügbarkeit von Wasser in Form von Regen und Nebel sind sie in Berregenwäldern in Höhen zwischen 1000 und 1500 m am weitesten verbreitet.
Epiphyten fügen ihren «Wirten» keinen Schaden zu oder saugen die Nährstoffe ab (ausser Würgefeigen oder bestimmte Orchideen-Arten). Sie benutzen die Bäume im Kronendach nur, um der Sonne näher zu sein. Die zum Wachstum benötigten Nährstoffe und Wasser nehmen sie selbst auf. Die einen bilden dazu Luftwurzeln, die das Wasser und damit die Nährstoffe aufsaugen. Andere bilden aus ihren steifen Blättern kleine trichterförmige Becken, in denen sich das Regenwasser sammelt. Viele Tiere, die in den Baumkronen leben, trinken aus diesen Pools und brauchen so nie am Boden nach Wasser zu suchen. Viele Regenwald-Frösche leben in den winzigen Tümpeln in luftiger Höhe und ziehen dort ihre Kaulquappen auf.
Kleine Teiche in den Baumkronen: Eine Bromelie kann bis zu 250 verschiedene Tierarten beherbergen. Bakterien, Einzeller und Würmer bilden das erste Glied der Nahrungskette. Diese werden von Mückenlarven und anderen Kleinstlebewesen gefressen, die ihrerseits wiederum von Wasserinsekten, Kaulquappen und Fröschen erbeutet werden. Vögel, Reptilien und kleine Säuger düngen mit ihren Exkrementen die Bromelien (© Leo R. Malagoli).
Die meisten Epiphyten werden den Orchideen (Orchidaceae), Farnen (Pteridophyta), Aronstabgewächsen (Araceae) und Bromelien (Bromeliaceae) zugeordnet. Es gibt aber auch Kakteen, Moose und Flechten unter ihnen. Die Hälfte der 30’000 Epiphytenarten der Welt ist in Amazonien heimisch.