Ursachen der Regenwaldzerstörung

Die Zahlen sind alarmierend: Jede Minute 30 Fussballfelder weniger Regenwald. Wer und warum fällt denn so viele Bäume?

Landwirtschaft

Die Hauptschuld an der Waldzerstörung in den Tropen trägt heute die Landwirtschaft mit schätzungsweise 85%. Davon sind zu 20% die Kleinbauern, zu weiteren 20% die Viehzucht und zu 60% die Agroindustrie verantwortlich. Angebaut werden u.a. Zuckerrohr, Soja oder Ölpalmen. Der traditionelle Wanderfeldbau kann noch als ökologisch angepasste Wirtschaftsmethode für tropische Gebiete bezeichnet werden. Die kleinräumigen (Brand-)Rodungen wachsen nach der Nutzung relativ schnell wieder zu. 

Doch die Ablösung des Wanderfeldbaus durch industrielle Produktionssysteme führt oftmals zu einer Verdrängung von Kleinbauern durch Grossgrundbesitzer. Exportorientierte Monokulturen verschmutzen zudem mit ihrem hohen Pestizid- und Kunstdüngereinsatz Böden und Gewässer. Die grossflächige Rinderhaltung frisst sich immer weiter in unberührte Regionen. 

Die grössten Expansionen der Agroindustrie in tropischen Regenwäldern finden seit Jahren in Indonesien und Malaysia statt, den beiden führenden Ländern bei der Palmölproduktion. In Indonesien wurde seit 1990 mehr als ein Viertel des Regenwaldes zerstört. Der technische Fortschritt erleichtert das rasche und gründliche Abholzen riesiger Flächen.

Eine Strasse trennt den brasilianischen Regenwald von der schier unendlichen Soja-Monokultur (© Adriano Gambarini, WWF Brasilien)

Holzeinschlag

Der Holzeinschlag für die Möbel- und Holzindustrie trägt mit 10% zur Waldzerstörung in den Tropen bei. Dabei ist knapp ein Drittel des in den Tropen eingeschlagenen Nutzholzes für den Export bestimmt. Ein grosses Problem ist dabei der illegale Holzeinschlag, dem trotz Einfuhrbestimmungen in den Industrieländern kaum Einhalt zu gebieten ist. 

Beim selektiven Holzeinschlag werden dem Wald nur wertvolle Bäume, sogenannte Edelhölzer, entnommen. Das sind in der Regel nur ein bis zwei Stämme pro Hektar. Obwohl für das Gesamtökosystem weniger problematisch, führt diese Art des Holzeinschlags zu einer Schädigung des Genpools einer Baumpopulation. Nachfolgende Baumgenerationen sind von deutlich geringerer Qualität. Zudem wird die Waldfläche durch Fällarbeiten und Transporte geschädigt.

Die Global Forest Watch Seite zeigt Dir immer die aktuellen Entwaldungshotspots.

Bergbau und Infrastrukturen

Bergbau- oder Infrastrukturvorhaben sind zu 5% für die Tropenwaldzerstörung verantwortlich. Die Erschliessung von Rohstoffvorkommen wie Erdöl, Gold oder Kupfer sowie Anlagen zu derer industriellen Verarbeitung zerstören Regenwälder dauerhaft. Regierungen planen zudem Grossprogramme zur Infrastrukturentwicklung wie beispielsweise mehrspurige Strassen quer durch den Regenwald. Diese für die Wirtschaft der beteiligten Länder gut gemeinten Grossprojekte gefährden jedoch den Regenwald. Auch die Verwirklichung riesiger Staudammprojekte im Namen des Klimaschutzes sind negative Beispiele. Derartige Projekte sind meist begleitet von weiteren infrastrukturellen Bauten wie Strassen, Stromleitungen, Pipelines etc. und gehen oft mit der Vertreibung indigener Völker einher.

Eine Nickelmine in Guatemala verursacht grosse Umweltschäden (© E. Mannigel).

Unser Lebensstil, unser Wirtschaftssystem

Globale Umweltzerstörungen gehen in erster Linie auf die Wirtschaftsprozesse und den Lebensstil in den Industrieländern zurück. Exporterlöse aus dem Verkauf von Forst- und Agrarprodukten sind eine wichtige Deviseneinnahme für Regenwaldländer. Die Verschuldung dieser Länder erhöht den Druck zur Erwirtschaftung von Devisen und damit häufig zum Ausverkauf der natürlichen Ressourcen eines Landes. Die mangelnde und oftmals korrupte Regierungsführung in Regenwaldländern verschärft die Problematik.