Atinkana ist die Geschichte von drei Kaffee-Rebellen, die ausgezogen sind, um der Welt einen besseren Kaffee zu servieren. Aber was hat das mit dem Regenwald zu tun? Der Kaffee ist nur ein Nebenprodukt, denn auf der Atinkana Farm in Kolumbien wird eigentlich Regenwald gepflanzt. Der Kaffeeanbau dient hauptsächlich zur Finanzierung der Wiederaufforstung. Wir trafen Corinne Koller von Atinkana zum Interview.
Was genau ist Atinkana und was ist anders als bei anderen Kaffeeproduzenten?
Atinkana ist eine Vision, eine Lebenseinstellung, eine Mission. Atinkana steht für den bewussten Umgang und die gekonnte Nutzung von Ressourcen. Ob dies menschliche Ressourcen sind oder aus der Natur, wir produzieren gesunden Kaffee aus gesunden Böden für gesunde Menschen. Auf der Atinkana Farm betreiben wir regenerative Landwirtschaft mit verschiedenen Bäumen und Pflanzen.
Als erstes wird das Gebiet mit schattenspendenden Pionierbäumen aufgeforstet, die Stickstoff im Boden binden und den Boden feucht halten. Die saftigen Lebensmittel wachsen in einer Mischkultur, damit die Artenvielfalt erhalten und ein natürlicher Nähstoffaustausch ermöglicht wird. Mischkulturen schützen auch gegen Schädlinge. Über den Atlantik wird der Kaffee CO₂-neutral mit dem Segelschiff transportiert. Von dort mit den neusten Trucker-Lösungen (E-Truck oder Wasserstoff) weiter in die Schweiz gebracht. Auch in der Verpackungsthematik wollen wir keine Kompromisse machen. Endverbraucher werden mit kompostierbaren Beutel, die Gastronomie mit wiederbefüllbaren Gebinde beliefert.
Wie genau funktioniert der Transport mit dem Segelschiff? Ist der Atlantik keine Gefahr für die relativ kleinen Schiffe?
Die Entwicklungsgeschichte des Segelschiffs reicht weit in die Vergangenheit zurück. Bereits um das Jahr 1000 gab es erste Atlantiküberquerungen. Containerschiffe gibt es seit den 1950er Jahren. Natürlich sorgen der Wellengang und die Strömungen noch immer für Aufregung bei der Überfahrt. Doch ein solch erprobtes Transportmittel kennen wir sonst kaum. Probleme verursacht die Industrie auf dem Meer. Verlassene Bohrinseln, die kaum markiert sind, oder Container, die von Board fallen, können eine Gefahr darstellen. Es gibt Schätzungen, die von über 10`000 schwimmenden Schiffscontainern auf dem Meer sprechen. Entsprechend oft werden Kollisionen gemeldet.
Transport über den Atlantik per Segelschiff - ganz ohne CO₂-Ausstoss (© ATiNKANA).
Weshalb ist das Engagement von Atinkana so wichtig, resp. was ist euer Ziel?
Atinkana zeigt Alternativen auf, lebt den nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln vor und beweist, dass CO₂-arme bis CO₂-neutrale Transportmöglichkeiten genutzt werden können. Unser Ziel ist es, ein Genussmittel anzubieten, welches auch wirklich genossen werden kann.
Für den Menschen und die Umwelt faire Lebensmittel zu produzieren bedeutet, transparente Wertschöpfungsketten und damit verbunden höhere Preise für Lebensmittel. Die teilweise absurd tiefen Lebensmittelpreise zerstören den Markt und verfälschen das Bild für die Konsumierenden. Deshalb braucht es Aufklärungsarbeit und Produkte, die Lösungen bieten.
Wer ist das Team hinter Atinkana?
Das Team ist bunt und wild und vielseitig und farbig. Der Urvater ist der Kolumbianer Jose Florez. Gefolgt von den beiden Schweizer:innen Andre Conte und Corinne Koller, die das Ganze zu verantworten haben. Ohne ein stetig wachsendes Team, welches mindestens weitere 10 Personen, mehr oder weniger involviert hält, wäre die Vision Atinkana noch nicht in den Tassen der Schweizer Bevölkerung.
Was konntet ihr bereits erreichen, seit es Atinkana gibt?
Am 28. Juni 2022 hat die dritte Schiffsladung Kolumbien verlassen. Gesamthaft konnten wir bereits 35 Tonnen Kaffee zu einem stabilen Preis von CHF 5.- pro Kilo exportieren. Zudem fliessen CHF 3.- pro verkauftem Kilo Röstkaffee in die Aufforstungsarbeit nach Kolumbien. Mit drei Franken kann ein Baum gepflanzt und bis zur Eigenständigkeit grossgezogen werden. Seit dem Projektbeginn konnten wir über 40`000 Bäume setzen. Etwa 25 ha Land wurden gerettet und 10 weitere ha angereichert.
Auch für die Mitarbeitenden in Kolumbien konnten wir positive Veränderungen erreichen. Die 30 Festangestellten auf der Atinkana Farm verdienen mittlerweile bis zu 30% mehr als bei umliegenden Farmen. Freelancer bis zu 2,5-mal den Preis pro gepflücktem Kilo Kaffeekirschen.
Vom Setzling bis zur abgepackten Kaffeebohne wird ein respektvoller Umgang gepflegt – gegenüber den Menschen und gegenüber der Natur (© ATiNKANA).
Für welche Maschinen ist der Kaffee von Atinkana geeignet?
Wir haben aus einer Grünbohnenmischung, vorwiegend aus den Varietäten Caturra und Typica, drei Röstungen entwickelt. Die Rohbohnen weisen eine sehr hohe Qualität (84 Punkte) auf, was eine breite Palette an Röstungen und somit Geschmäckern ermöglicht.
Die hellste Röstung, von uns «SPECIALITY» genannt, eignet sich vorzüglich für Filterkaffee, Cold Brew auch French Press oder einen komplexen Espresso aus dem Siebträger.
Die mittlere Röstung «MILD» war etwas länger im Röster, wodurch die Säure reduziert wird und mehr Fokus auf den Nussigen, Blutorange und Caramel Noten liegt. Sehr lecker in Milchgetränken, z.B. mit dem Siebträger zubereitet. Die Röstung «MILD» ist der Publikumsliebling für die Moka Kanne, kann gut in der French Press oder auch dem Vollautomaten zubereitet werden.
«DUNKEL» gleicht dem klassischen italienischen Espresso. Zartbitterschokolade, Nuss und Röstaromen entfalten ihren Geschmack. Der Espresso aus dem Siebträger ist sicher edel. Auch die Zubereitung mit dem Vollautomaten oder der Mokka Kanne hält sein Versprechen, für Italo Style Kaffee-Bevorzugende.
Wo bekommt man die Produkte von Atinkana?
Unsere Produkte sind schweizweit in verschiedensten Verkaufsstellen erhältlich. Die Liste ist auf unserer Homepage unter Verkaufsstellen aufgeführt und wird laufend aktualisiert. In Zürich Kalkbreite betreiben wir einen eigenen kleinen Laden, der als Verkaufsstelle, Gastronomie und Eventlokal dient. Online kann unter shop.atinkana.org nach Hause bestellt werden.
Wenn sich Genuss und Gewissen vereinen. Corinne Koller von Atinkana (© ATiNKANA).