Der Regenwald fasziniert! Unser Vorstandsmitglied Philipp Schmid erzählt Dir im Interview von seinen eindrücklichsten Erfahrungen im Regenwald und was er sich für den Regenwald wünscht.
Was fasziniert Dich besonders am Ökosystem Regenwald?
Mich fasziniert die Komplexität des Ökosystems Regenwald, insbesondere wie Pflanzen und Tiere untereinander und mit ihrer Umwelt agieren. Die mutualistischen Symbiosen, welche die Evolution hervorgebracht haben, sind beeindruckend. Zudem fasziniert mich, wie der Regenwald das Leben der Menschen und ihre Kultur prägt.
Warst Du schon mal selber im Regenwald?
Ja, das erste Mal im Regenwald war ich in Costa Rica, danach folgten mehrere Aufenthalte in Malaysia und Indonesien, vor allem auf Borneo und Sumatra.
Was war das eindrücklichste Erlebnis für Dich?
Es ist schwierig, ein Erlebnis hervorzuheben. Obwohl ich nur eine sehr kurze Zeit meiner Lebenszeit im Regenwald verbracht habe, haben meine Aufenthalte im Regenwald zu einigen der eindrücklichsten Erlebnisse in meinem Leben geführt.
Am eindrücklichsten war wohl meine Tour am Gunung Bawang in Kalimantan. Wir wurden bereits am frühen Nachmittag von dichtem Nebel und heftigen Regenschauern überrascht. Obschon ich mit meinen Freunden von vor Ort nur bruchstückhaft und mehrheitlich mit Händen und Füssen kommunizieren konnte, habe ich gemerkt, dass auch sie, trotz ihrer starken Verbindung zum Regenwald, Respekt vor Wald und Wetter hatten. Es war aber auch eindrücklich zu sehen, wie sie sich im Regenwald bewegten, wie sie den Boden um das Zelt nach Schlangen absuchten, wie sie mit Blättern Wasser von den Felsen in Flaschen sammelten und wie sie sich im dichten Regenwald orientiert haben.
Eindrücklich in einem anderen Sinne sind in ganz Borneo und Sumatra die stundenlangen Fahrten durch Palmöl-Plantagen mit ihrem kargen Unterwuchs. Man muss wahrlich kein Spezialist sein, um zu sehen, welche ökologischen Werte hier verloren gegangen sind.
Zuletzt soll meine Suche nach der grössten Blüte der Welt, der Rafflesia, erwähnt sein. Wenn sie die Blüte von bis zu 1 Meter Durchmesser öffnet, ist diese für rund 4-7 Tage wunderschön rot, stinkt aber fürchterlich. Danach wird sie faulig braun und stinkt immer noch fürchterlich. Mehrere Male stand ich kurz davor, sie blühend zu sehen, aber einmal war es besonders knapp. Nach einer Meldung von einer Kollegin habe ich mich auf eine rund 24 Stunden lange, abenteuerliche Reise von Kalimantan nach Sarawak begeben. Als ich angekommen war, war die Rafflesia jedoch bereits braun, dennoch habe ich mich wahnsinnig gefreut.
Philipp Schmid, Vorstandsmitglied von GREEN BOOTS, angekommen bei der grössten Blüte der Welt – leider aber zu spät. Die Rafflesia war schon verblüht.
Wie bist Du zu GREEN BOOTS gekommen und warum engagierst Du Dich freiwillig für den Regenwaldschutz?
Während meinem ersten Aufenthalt in Borneo habe ich eine wahnsinnige Faszination für den Regenwald, Borneo und die Dayaks entwickelt. Ich hatte nach meiner Rückkehr mit verschiedenen Organisationen in der Schweiz aber auch in Borneo Kontakt, fühlte mich jedoch mit meinen Vorstellungen bei keiner bestehenden Organisation so richtig aufgehoben. Ich bin dann dem Aufruf von Simona gefolgt und habe mit ihr und weiteren Gleichgesinnten GREEN BOOTS gegründet. So hatte ich die Möglichkeit meine eigenen Erfahrungen einzubringen und den Vereinsaufbau mitzugestalten.
Was wünscht Du Dir für den Regenwald?
Ich wünsche mir für den Regenwald eine Zukunft, in der nicht nur der Schutz der letzten verbleibenden Fragmente und das Überleben einzelner prominenter, attraktiver Arten im Fokus stehen. Vielmehr wünsche ich mir, nebst einer Gewährleistung des Schutzes auch eine Wiederherstellung der verlorenen Regenwaldflächen und der natürlichen Prozesse, sei dies im Sinne der Wiederaufforstung oder zumindest in einer sinnvolleren Nutzungsform. Nicht zuletzt wünsche ich mir, dass wir die Regenwälder nicht mehr nur aus Mitleid und schlechtem Gewissen schützen, sondern aus dem Bewusstsein, wie wichtig das Ökosystem Regenwald für uns und unser Überleben ist.