Der Riesenotter aus dem Amazonasbecken

Der Riesenflussotter hat seinen Namen mehr als verdient: Aufgrund seiner Grösse von bis zu 1.8 Meter und aufgrund seines Speiseplans ist der Riesenflussotter das wichtigste Raubtier im Amazonasgebiet und der einzige Konkurrent des schwarzen Kaimans, der Anakonda oder des Jaguars. Nicht umsonst wird er auch als Flusswolf bezeichnet.

Die Otter bilden eine Unterfamilie der Marder (Mustelidae). Auf der ganzen Welt werden ca. 58 Mustelidenarten gezählt. Dazu gehört auch der bei uns bekannte, quirlige Europäische Fischotter (Lutra lutra). Im Amazonasbecken ist die grösste Otterart, der Riesenflussotter (Pteronura brasiliensis), beheimatet.

Die Otterwelt im Regenwald

Der Lebensraum der Riesenflussotter besteht aus langsam fliessenden Süsswasserflüssen sowie aus temporär überschwemmten Gebieten im Wald im Flusssystem des Amazonas, des Orinoco und des Río de la Plata. Sie bauen seitlich der Flüsse ihre Bauten und räumen dabei grosse Teile der umliegenden Vegetation. Diese Flächen können bis zu 28 m lang und 15 m breit sein. Das Revier wird mit Duftdrüsen, Urin und Kot markiert. 

Ebenfalls in Südamerika beheimatet aber weiter verbreitet ist der südamerikanische Flussotter (Lontra longicaudis). Seine Grösse und sein Verhalten gleichen eher dem europäischen Fischotter. 

Gemeinsam zum Piranha

Riesenotter sind an Land eher träge aber im Wasser schnelle Schwimmer. Diese Fähigkeit benötigen sie zum Fischfang. Alle Arten von kleineren Fischen, welche sie in ihrem Lebensraum finden, gehören zu ihrer Nahrungsquelle. Sie erbeuten sogar Piranhas. Daneben fressen sie auch Krebse, Vögel und ihre Eier, Schlangen, Mäuse und Schildkröten. Die Jagd wird in der Gruppe organisiert, das heisst, die Mitglieder einer Ottergruppe treiben sich die Fische gegenseitig zu.

Ein Riesenotter frisst einen gestreiften Fisch im Wasser. Seine Pfoten und das Maul halten den Fisch fest.

Ein Riesenotter nach erfolgreicher Jagd (© Sergio Bitran M.).

Gesellig, verspielt und tagaktiv

Der Riesenotter ist im Gegensatz zu seinem europäischen Verwandten ein überaus sozial lebendes, tagaktives Tier. Er ist in Trupps von fünf bis acht, selten bis zu zwanzig Individuen anzutreffen, bestehend aus einem Paar und deren Nachwuchs aus verschiedenen Würfen. Das Gruppenterritorium wird gemeinsam verteidigt. Angeführt wird die Gruppe durch das dominante Weibchen. Sie ist auch die einzige der Gruppe, die sich fortpflanzt. Die anderen Mitglieder der Gruppe helfen bei der Betreuung und dem Schutz der Jungen vor Fressfeinden (z.B. Kaimane oder Anakondas) oder auch vor gruppenfremden Männchen ihrer Art. 

Die grosse Zahl an Feinden macht zwei Geburten pro Jahr notwendig. Mit zwei Monaten verlassen die jungen Otter ihre unterirdischen Höhlen und lernen erst dann zu schwimmen. Nach zehn Monaten haben die Jungen die Grösse der Elterntiere erreicht und sind im Alter von zwei Jahren geschlechtsreif. Die Lebenserwartung der Riesenotter beträgt etwa zehn Jahre.

Eine Gruppe junger Riesenotter liegt entspannt auf dem Boden und verdeutlicht ihre gesellige Lebensweise.

Riesenfischotter: Gesellige Gefährten (© Andy Jones).

Laut, lauter, am lautesten

Der Riesenotter hat ein differenziertes Kommunikationssystem. Er ist bekannt als eine der lautesten Otterarten. In Studien konnten 15 Laute identifiziert werden. Ein kurzes Bellen oder Schnauben beispielsweise ist ein Zeichen für Alarm. 

Gross und muskulös

Der Riesenotter kann bis zu 1.8 Meter gross und maximal 34 kg schwer werden. Er ist damit der grösste im Süsswasser lebende Otter. Sein Körper ist muskulös und sein langer, kräftiger Schwanz erleichtert ihm das Schwimmen und Manövrieren durch das Wasser. Das Fell ist sehr kurz und hell bis dunkelbraun. Die charakteristischen weissen Flecken auf der Brust sind für jedes Individuum spezifisch. Das Fell ist extrem dicht, damit die Haut darunter trocken bleibt.

Ein Riesenflussotter sitzt auf einem Baumstamm im Wasser und zeigt seine beeindruckende Grösse.

Die eindrückliche Grösse des Riesenflussotters zeigt sich erst an Land (© Martina Kišelová).

Bedrohte Jäger

In den 50er und 60er Jahren wurden die Bestände des Riesenotters für die Gewinnung von Fellen stark reduziert und haben sich bis heute nicht erholt. Im Gegenteil, der Bestand des Riesenotters ist stark rückläufig. Die Gründe dafür sind vor allem der Lebensraumverlust durch Abholzung, Bau von Staudämmen, Überfischung und die verschlechterte Wasserqualität durch Quecksilberfreisetzung aus den Goldmienen.

Autorin: Claudia Brüllhardt

GREEN BOOTS hilft mit der Unterstützung von Regenwaldprojekten vor Ort, den Lebensraum des Riesenflussotters zu bewahren.

Literaturverzeichnis

Der Fischotter. Ein heimlicher Jäger kehrt zurück. Irene Weinberger und Hansjakob Baumgartner. Haupt Verlag, 1. Auflage 2018

Leuchtenberger C., Sousa-Lima, R., Duplaix, N., Magnusson, W.E. & Mourão. G. (2014). Vocal repertoire of the social giant otter. The Journal oft he Axoustical Society of America, 136, 2861-2875.

www.deinetiere.com (05.08.2023)

Riesenotter – Wikipedia (05.08.2023)

www.mammalage.com (05.08.2023)